Case Study: Chronische Erschöpfung & Schlafprobleme ganzheitlich gedacht

Chronische Erschöpfung, Schlafprobleme und diffuse Schmerzen sind oft Anzeichen eines gestörten körperlichen Gleichgewichts – mit Ursachen, die im Alltag leicht übersehen werden. In dieser Fallstudie zeigt Health Coach Christoph, wie die konsequente Anwendung der Gesundheitsgrundlagen – Ernährung, Schlaf, Bewegung und Stressmanagement – Viola half, ihre Energiereserven wieder aufzubauen, ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
1. Einführung – Der Ausgangspunkt des Falls
Viola, 29 Jahre alt, wandte sich verzweifelt an mich. Trotz monatelanger Behandlungen in ärztlichen und heilpraktischen Praxen hatten sich ihre Beschwerden nicht verbessert. Sie klagte über chronische Erschöpfung, Schlafstörungen sowie akute Schmerzen im Nacken-, Kopf-, Kiefer- und unteren Rückenbereich.
2. Ziel der Klientin
Viola wünschte sich mehr Bewusstsein, Motivation und Wissen rund um ihre Gesundheit. Sie wollte einen realistischen Plan für Ernährung und Fitness, um Kraft und Muskelmasse aufzubauen. Bereits bei der Auswertung des Anamnesebogens fiel mir auf, dass ihre Selbstwahrnehmung stark verzerrt war.
Im persönlichen Gespräch wurde deutlich, dass Viola sich danach sehnte, wieder mit Lebensfreude und Energie zu leben – statt nur zu funktionieren. Gemeinsam definierten wir daher neue Ziele:
• Überwindung der Energielosigkeit
• Etablierung eines nachhaltigen Stressmanagements
3. Anamnese
Die Auswertung des Fragebogens sowie das Anamnesegespräch zeigten nicht nur eine verzerrte Selbstwahrnehmung, sondern auch ein stark ausgeprägtes Stressempfinden – hauptsächlich berufsbedingt. Viola stellte die Erwartungen ihres Umfelds über ihre eigenen Bedürfnisse. Zudem sprach sie offen über ihr verlorenes Vertrauen in ihr Immunsystem.
Ihre Ernährung war stark geprägt von Getreide- und Milchprodukten, mit ersten Hinweisen auf eine zu geringe Aufnahme von Proteinen, gesunden Fettsäuren und Eisen. Regelmäßiger Kaffeekonsum, gelegentlicher Alkoholkonsum und eine insgesamt geringe Trinkmenge wurden dokumentiert. Sie berichtete außerdem von Schlafproblemen – sowohl was Qualität als auch Quantität betrifft – und Schwierigkeiten beim Einschlafen.
Nach dem Absetzen der Pille litt sie unter Haarausfall, unreiner Haut und dem Ausbleiben ihrer Periode. Bisherige Behandlungsansätze hatten keine Besserung gebracht.
4. Weiterführende Diagnostik – Welche Untersuchungen wurden durchgeführt?
Um ein objektives Bild ihres Gesundheitszustands zu erhalten, empfahl ich Viola eine umfassende Blutdiagnostik mit gezielten Parametern basierend auf der Anamnese. Aufgrund bereits hoher Ausgaben lehnte sie dies ab, stellte mir jedoch frühere, wenig aussagekräftige Blutwerte zur Verfügung.
Stattdessen einigten wir uns auf:
• Ganganalyse
• Ernährungstagebuch
• Schlafprotokoll
• Regelmäßige Blutdruckmessungen
Die Ganganalyse diente dazu, Haltungs- und Bewegungsmuster zu identifizieren, die durch ihre sitzende Tätigkeit Schmerzen verursachen könnten. Das Ernährungstagebuch sollte klären, ob sie sich dauerhaft in einem Kaloriendefizit befand und ob Makronährstoffe ausreichend zugeführt wurden. Das Schlafprotokoll sollte Viola ihren tatsächlichen Schlafrhythmus bewusst machen und in Kombination mit dem Ernährungstagebuch ein realistisches Bild ihres Tagesablaufs liefern. Die regelmäßigen Blutdruckmessungen erlaubten zudem Rückschlüsse auf mögliche Schwankungen – besonders relevant bei hohem Stresslevel.
5. Ergebnisse der Diagnostik – Was wurde festgestellt?
Die Blutwerte zeigten Hinweise auf mögliche Dysbalancen in der Schilddrüsenachse, im Eisenstoffwechsel sowie bei den B-Vitaminen – allerdings waren die Befunde nicht eindeutig, da nur einzelne bzw. indirekte Marker erhoben worden waren. Dennoch passten die Ergebnisse zu den beschriebenen Symptomen wie Trägheit und Energielosigkeit.
Das Ernährungstagebuch bestätigte: Viola befand sich fast täglich im Kaloriendefizit, mit unzureichender Aufnahme von Eiweiß, gesunden Fetten, komplexen Kohlenhydraten und Eisen. Zudem trank sie zu wenig Wasser, konsumierte aber regelmäßig Kaffee – auch dies passte ins Beschwerdebild.
Das Schlafprotokoll offenbarte deutliche Defizite in Qualität und Quantität des Schlafs. Erste Verbesserungspotenziale zeigten sich z. B. in der Reduktion von Bildschirmzeit am Abend und einer konsequenteren Schlafenszeit.
Die Blutdruckmessungen lagen im Normbereich (Ø 120/70 mmHg) und gaben keine Hinweise auf deutliche Schwankungen außerhalb des natürlichen Bereichs.
Die Ganganalyse offenbarte Bewegungsasymmetrien, wie eine einseitige Belastung, Fußaußenrotationen, Hüftprobleme, nach innen rotierte Schultern und eine häufig nach unten gerichtete Blickrichtung.
6. Der ganzheitliche Therapieansatz – Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
Basierend auf Anamnese und Diagnostik entwickelte ich einen Interventionsplan, der sich auf die vier Säulen Stressmanagement, Schlaf, Ernährung und Bewegung konzentrierte – mit dem Ziel, chronischen Stress zu reduzieren, Regeneration zu fördern und langfristig mehr Energie und Resilienz aufzubauen.
Stressmanagement:
• Integration leichter Bewegung und Atemübungen zur Regulierung des Nervensystems
• Etablierung einer Morgenroutine: ausreichend Wasser trinken, koffeinfreier Start, leichtes Dehnen, Zeit ohne Bildschirm, entspannte Kosmetikroutine
• Einführung einer Abendroutine: Spaziergang, Blaulichtvermeidung, Lesen oder sanftes Yoga, regelmäßige Schlafenszeiten
• Förderung von Selbstwahrnehmung und -akzeptanz zur Reduktion von innerem Leistungsdruck
Schlaf und Ernährung:
• Verzicht auf Kaffee zur Unterstützung des Schlafrhythmus und Verbesserung der Nährstoffaufnahme
• Einnahme eines Magnesiumkomplexes am Abend zur Förderung von Entspannung und Schlafqualität
• Integration komplexer Kohlenhydrate ins Abendessen
• Umstellung auf drei regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten mit Fokus auf Eiweiß und gesunde Fette
• Darmaufbau zur besseren Nährstoffaufnahme und Stärkung des Immunsystems
• Supplementation mit Magnesium, DHA+EPA, Vitamin D, C, B-Vitaminen und Eisen – mit Auflage zur Kontrolle nach 12 Wochen
Bewegung:
• Sanfter Einstieg mit Yoga und täglichen Spaziergängen zur Stressreduktion
• Später Ergänzung durch gezieltes Krafttraining zur Förderung des Stoffwechsels und Verbesserung von Haltung und Bewegungsmustern
7. Erfolge – Welche Veränderungen wurden erzielt?
Bereits nach rund acht Wochen berichtete Viola von klareren Tagesstrukturen und mehr Regelmäßigkeit in Schlaf, Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung. Sie schlief besser, wachte erholter auf und fühlte sich allgemein energiegeladener.
Nach dem Darmaufbau verspürte sie kein Verlangen mehr nach ihrer früheren Ernährung. Heißhunger und „Essenstiefs“ verschwanden, und sie konnte sich über den gesamten Tag besser konzentrieren. Sogar Sport am Nachmittag war nun möglich – zuvor undenkbar.
Auch im Berufsalltag bemerkte Viola eine gesteigerte und stabilere Leistungsfähigkeit, was ihr Selbstbewusstsein stärkte. Sie beschrieb sich selbst als „mit sich im Reinen“ und „aufgewacht“ – wie ein neuer Mensch. Ihr Vertrauen in das eigene Immunsystem kehrte zurück, akute Schmerzen verschwanden, Verspannungen konnte sie durch gezielte Bewegung selbst regulieren. Zwei Monate nach Abschluss unserer Zusammenarbeit teilte mir Viola voller Freude mit, dass ihre Periode wieder eingesetzt habe.
Kurzum: Sie erzielte sowohl kurzfristige Erleichterung als auch langfristige Stabilität und konnte ihre Lebensqualität nachhaltig steigern – ein Erfolg, für den sie bis heute dankbar ist.
8. Fazit – Was lässt sich aus dem Fall lernen?
Leistungsfähigkeit basiert auf einem stabilen Fundament: Ernährung, Schlaf, Bewegung und Stressregulation. Violas Fall zeigt eindrücklich, wie wichtig ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen und seinen Lebenskontext ist. Nur so lassen sich Beschwerden nachhaltig lindern – und nicht bloß Symptome kurzfristig überdecken.
Viele gesundheitliche Probleme sind multifaktoriell bedingt – denn der Mensch ist ein komplexes System. Deshalb gilt: Basics first!
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