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Mentale Gesundheit
02. Januar 2025

Die unterschätzte Gefahr von Einsamkeit

Lea Jäger
Vanessa Heun

Einsamkeit ist ein unsichtbares, aber allgegenwärtiges Phänomen, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Sie betrifft Menschen jeden Alters – von jungen Erwachsenen bis hin zu älteren Menschen – und reicht weit über den bloßen Mangel an sozialen Kontakten hinaus. Einsamkeit wird oft als ein unangenehmes Gefühl beschrieben, wobei die Qualität oder Quantität der sozialen Bindungen nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Dieses Gefühl kann sowohl psychische als auch körperliche Gesundheitsprobleme hervorrufen, wie verschiedene Studien zeigen. Der folgende Artikel beleuchtet, wie Einsamkeit das Gehirn und den Körper beeinflusst, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Einsamkeit und soziale Isolation sind Phänomene, die zunehmend als wesentliche Einflussfaktoren auf die Gesundheit anerkannt werden. Dabei sind sie trotz ihrer Ähnlichkeiten nicht identisch: Soziale Isolation beschreibt den objektiven Zustand eines Mangels an sozialen Kontakten, während Einsamkeit das subjektive Gefühl der Isolation darstellt, das für Betroffene belastend sein kann. Es ist möglich, isoliert zu leben, ohne sich einsam zu fühlen – und umgekehrt können sich Menschen, die von vielen anderen umgeben sind, dennoch tief einsam fühlen.

Anzeichen von Einsamkeit umfassen häufig Gefühle von Leere, Niedergeschlagenheit und fehlender Zugehörigkeit. Betroffene ziehen sich oft sozial zurück, haben Schwierigkeiten, enge Beziehungen aufzubauen, oder erleben eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung. Diese Symptome wirken sich nicht nur auf das psychische Wohlbefinden aus, sondern belasten auch das Herz-Kreislauf-System, indem sie durch chronischen Stress das Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkt erhöhen. Auch die Funktionsweise des Gehirns wird durch Einsamkeit beeinträchtigt.

Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte, wie die zunehmende Nutzung sozialer Medien und eine alternde Bevölkerung, haben das Risiko für soziale Isolation und Einsamkeit verstärkt. Schätzungen zeigen, dass fast ein Viertel der älteren Erwachsenen in den USA sozial isoliert leben. Zudem gaben in einer nationalen Umfrage in den USA zwischen 22 % und 48 % der Befragten an, sich einsam zu fühlen (Nemecek, 2018). Besonders betroffen sind junge Erwachsene der Generation Z aber auch ältere Menschen ab 65 Jahren – jedoch aus unterschiedlichen Gründen.

Abbildung 1: Einsamkeit im Generationenvergleich (Nemecek, 2018)

Generation Z (Personen im Alter von 18–22 Jahren) ist dabei signifikant häufiger von Einsamkeitsgefühlen betroffen als jede andere Generation. Fast die Hälfte der jungen Erwachsenen gibt an, sich häufig allein, isoliert oder missverstanden zu fühlen. Typische Gefühle sind das Gefühl, dass niemand sie wirklich kennt (68 %) oder dass die Menschen um sie herum nicht wirklich "bei ihnen" sind (69 %).

Bei älteren Menschen, der Generationen Greatest und Boomers, hingegen sind die absoluten Einsamkeitswerte zwar geringer, jedoch sind sie aufgrund bestimmter Lebensereignisse wie dem Verlust eines Partners, gesundheitlichen Einschränkungen oder dem Eintritt in den Ruhestand besonders anfällig für Einsamkeit. Diese beiden Altersgruppen sind also unterschiedlich betroffen: Während bei jungen Menschen Einsamkeitsgefühle häufig durch Identitätsfindung und soziale Unsicherheiten entstehen, resultieren sie bei älteren Menschen oft aus einem objektiven Mangel an sozialen Interaktionen oder tiefgreifenden Veränderungen in ihrem sozialen Umfeld (Nemecek, 2018).

In Deutschland zeigen aktuelle Studien ebenfalls besorgniserregende Entwicklungen bezüglich Einsamkeit und sozialer Isolation. So fühlten sich laut einer Untersuchung von Wurm et al. (2023) 8,3 % der über 50-Jährigen einsam. Die COVID-19-Pandemie verstärkte diese Problematik erheblich: In dieser Zeit gaben 83,4 % der Befragten an, Einsamkeit erlebt zu haben. Darüber hinaus sind 28,9 % der deutschen Bevölkerung von sozialer Isolation betroffen (Hajek & König, 2022). Über vier Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung haben gezeigt, dass ein Mangel an sozialer Bindung mit einem erhöhten Risiko für vorzeitigen Tod und anderen negativen Gesundheitsfolgen einhergeht. Studien, wie die der American Heart Association, haben diese Zusammenhänge intensiv beleuchtet und zeigen, dass soziale Isolation und Einsamkeit mit einer erhöhten Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hirnleistungsstörungen korrelieren (Cené et al., 2022). Während Einsamkeit eine natürliche Reaktion auf unzureichende soziale Bindungen ist, die Menschen dazu anregen soll, sich wieder zu vernetzen, kann chronische Einsamkeit neurobiologische und verhaltensbezogene Mechanismen in Gang setzen, die das geistige und körperliche Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen.

Einsamkeit und Gehirnstruktur — Was passiert im Kopf?

Untersuchungen zeigen, dass Einsamkeit strukturelle Veränderungen in Gehirnregionen verursacht, die für die Emotionsregulation und soziale Bindungen entscheidend sind. Eine Studie mit älteren Erwachsenen ergab, dass einsame Menschen weniger graue Substanz in bestimmten Bereichen des Gehirns haben, darunter die Amygdala, der Hippocampus und der parahippocampale Gyrus (in der nachfolgenden Abbildung rot markiert) – Regionen, die wesentlich für die Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen sind.

Die graue Substanz ist ein zentraler Bestandteil des Gehirns, der vor allem aus Nervenzellkörpern besteht. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung und Steuerung von Informationen, insbesondere in Bezug auf Denkprozesse, Emotionen und Erinnerungen. Die Abnahme der grauen Substanz in diesen Bereichen steht in direktem Zusammenhang mit erhöhten Einsamkeitswerten. Besonders auffällig ist, dass die strukturellen Veränderungen im Gehirn bei älteren, einsamen Menschen stärker ausgeprägt sind und ihre Fähigkeit zur Emotionsregulation beeinträchtigen können.

Abbildung 2: Gehirnregionen, die durch Einsamkeit beeinträchtigt werden (Düzel et al., 2019)

Diese Veränderungen könnten langfristig die kognitive Gesundheit beeinflussen und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen erhöhen. Einsamkeit beeinflusst somit nicht nur das emotionale, sondern auch das kognitive Wohlbefinden – eine Tatsache, die durch die sichtbaren strukturellen Unterschiede im Gehirn verdeutlicht wird.

Außerdem haben Einsamkeit und Alter auch Auswirkungen auf das Volumen der Amygdala. Ältere Erwachsene, die sich einsam fühlen, weisen eine stärkere Reduktion des Amygdala-Volumens auf als ihre weniger einsamen Altersgenossen. Die Amygdala spielt eine Schlüsselrolle in der Emotionsverarbeitung, und eine Abnahme ihres Volumens kann das emotionale Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen und das Risiko für psychische Probleme weiter erhöhen.

Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Amygdala-Volumen und Einsamkeit im Alter (Düzel et al., 2019)

Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass Einsamkeit nicht nur eine emotionale Belastung darstellt, sondern auch tiefgreifende Veränderungen im Gehirn verursacht, die das emotionale und kognitive Wohlbefinden langfristig beeinträchtigen können.

Auswirkungen der Einsamkeit auf das Herz-Kreislauf-System

Einsamkeit hat nicht nur Folgen für das Gehirn, sondern auch auf das Herz. Studien zeigen, dass sozial isolierte und einsame Menschen ein erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankungen und Schlaganfälle haben. Einsamkeit erhöht chronisch die Aktivität des sympathischen Nervensystems, was langfristig zu erhöhtem Blutdruck und entzündlichen Prozessen führen kann. Diese physiologischen Reaktionen belasten das Herz-Kreislauf-System, was das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigert.

Diese Zusammenhänge werden durch die Erkenntnisse der American Heart Association gestützt, die Einsamkeit als bedeutenden Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen klassifiziert. Einsame Menschen neigen dazu, erhöhte Entzündungsmarker im Blut zu haben und anfälliger für Bluthochdruck und Herzinsuffizienz zu sein. Langfristig kann das ständige Gefühl sozialer Isolation das Herz-Kreislauf-System stark belasten, was auch die Lebenserwartung negativ beeinflussen kann (Cené et al., 2022).

Weitere Mechanismen und langfristige Folgen

Die negativen Auswirkungen von Einsamkeit auf Körper und Geist lassen sich durch mehrere ineinandergreifende Mechanismen erklären. Einsamkeit ist nicht nur ein emotional belastendes Gefühl, sondern führt zu physischen Veränderungen, die das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöhen können (Cené et al., 2022; Düzel et al., 2019). Im Folgenden werden die wichtigsten Mechanismen erläutert, durch die Einsamkeit das Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme erhöht.

1. Einsamkeit und die Stressreaktion

Ein wesentlicher Mechanismus, über den Einsamkeit auf die Gesundheit wirkt, ist die verstärkte Stressantwort des Körpers. Menschen, die sich einsam fühlen, erleben häufig chronischen Stress. Dieses ständige Belastungsgefühl aktiviert die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse), was zu einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führt. Cortisol spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungen und der Immunantwort, kann aber in hohen Konzentrationen negative Folgen haben.

Chronisch hohe Cortisolwerte belasten langfristig das Immunsystem und fördern Entzündungsprozesse im Körper. Diese Entzündungen tragen wiederum zum Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere chronische Krankheiten bei. Auch auf das Gehirn hat Cortisol Einfluss: Hohe Cortisolspiegel können insbesondere den Hippocampus, der für Gedächtnis und Emotionsverarbeitung zuständig ist, schädigen. Das könnte auch erklären, warum Einsamkeit mit kognitiven Problemen und einer erhöhten Anfälligkeit für Gedächtnisstörungen verbunden ist.

2. Schwächung des Immunsystems und chronische Entzündungen

Ein weiteres Problem ist die geschwächte Immunfunktion bei einsamen Menschen. Studien zeigen, dass Einsamkeit die Aktivität entzündungsfördernder Gene erhöht und gleichzeitig die Aktivität von Genen reduziert, die für die Abwehr von Infektionen verantwortlich sind. Dadurch reagiert das Immunsystem bei einsamen Menschen weniger effektiv auf Bedrohungen wie Viren und Bakterien, was sie anfälliger für Infektionen macht.

Zudem fördert Einsamkeit die Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine, also Botenstoffe, die Entzündungen im Körper hervorrufen. Solche chronischen Entzündungen gelten als Risikofaktor für eine Vielzahl von Krankheiten, darunter Arteriosklerose und Arthritis. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt ebenfalls durch diese entzündlichen Prozesse. Die dauerhafte Schwächung des Immunsystems durch Einsamkeit kann also langfristig zu einer systemischen Belastung führen.

3. Empfindlichkeit gegenüber sozialer Ablehnung

Menschen, die sich einsam fühlen, zeigen oft eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber sozialer Ablehnung und neigen dazu, negative soziale Signale intensiver wahrzunehmen. Dieses „Hypervigilanz“ genannte Phänomen führt dazu, dass einsame Menschen soziale Interaktionen oft negativer interpretieren und ständig auf Anzeichen von Zurückweisung achten. Dadurch wird das Stresssystem dauerhaft aktiviert, was wiederum die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol verstärkt.

Dieser Kreislauf von Einsamkeit, Stress und sozialer Empfindlichkeit kann dazu führen, dass einsame Menschen sich weiter isolieren, um sich vor möglichen psychischen Verletzungen zu schützen. Diese Schutzreaktion verstärkt jedoch das Gefühl der Einsamkeit und erhöht damit auch die gesundheitlichen Risiken. Einsame Menschen geraten in einen Teufelskreis, in dem die Angst vor sozialer Ablehnung zu noch mehr sozialer Distanzierung führt.

Interventionen gegen Einsamkeit — Die Rolle von Oxytocin

Angesichts der gravierenden Auswirkungen von Einsamkeit auf Körper und Geist gewinnt die Entwicklung wirksamer Interventionen an Bedeutung. Ein vielversprechender Ansatz ist die psychologische Intervention in Kombination mit Oxytocin. Oxytocin, oft als „Bindungshormon“ bezeichnet, spielt eine Schlüsselrolle bei der sozialen Interaktion und der Stressregulation.

In der Studie von Berger et al. (2024) nahmen insgesamt 78 gesunde Erwachsene mit stark ausgeprägter Einsamkeit (56 Frauen) teil. Diese Probanden litten unter hoher "trait-like loneliness", also einer stabilen Form der Einsamkeit, und wiesen auf der UCLA-Einsamkeitsskala Werte von 55 oder höher auf. Die UCLA-Einsamkeitsskala, ein weit verbreitetes Instrument zur Messung subjektiver Einsamkeit und reicht von 20 (sehr geringe Einsamkeit) bis 80 (extreme Einsamkeit). Ein Wert von 55 oder höher gilt als deutlich überdurchschnittlich und zeigt ein hohes Maß an Einsamkeit an.

Über einen Zeitraum von fünf Wochen erhielten die Teilnehmer wöchentliche Gruppentherapiesitzungen. Vor jeder Sitzung wurde ihnen entweder ein Oxytocin-Nasenspray oder ein Placebo verabreicht, um zu untersuchen, ob Oxytocin als Ergänzung die Effekte der Gruppentherapie verstärken kann.

Die Ergebnisse waren vielversprechend, aber begrenzt. Die Gruppenintervention führte generell zu einer deutlichen Reduktion der wahrgenommenen Einsamkeit und des Stresses, diese Effekte waren auch drei Monate nach der letzten Sitzung noch messbar. Oxytocin zeigte dabei nur kurzfristige Effekte: Im Vergleich zur Placebogruppe erlebten die Teilnehmer, die Oxytocin erhielten, eine stärkere Reduktion der Einsamkeit während der Sitzungen und fühlten sich stärker mit den anderen Gruppenmitgliedern verbunden. Diese Effekte beschränkten sich jedoch auf die jeweiligen Sitzungen und zeigten keine nachhaltige Wirkung auf die allgemeine, stabile Einsamkeit oder die Lebensqualität der Teilnehmer.

Stabile Einsamkeit, auch als 'trait-like loneliness' bezeichnet, beschreibt ein über längere Zeiträume hinweg anhaltendes Gefühl der Einsamkeit, das nicht nur durch kurzfristige soziale Situationen beeinflusst wird. Sie unterscheidet sich von vorübergehenden Einsamkeitsgefühlen, die situativ auftreten und leichter durch Interventionen wie Gruppentherapie reduziert werden können.

Diese Studie verdeutlicht, dass Oxytocin als unterstützender Faktor in Gruppentherapien kurzfristig positive Effekte auf die soziale Bindung haben kann. Es hilft, die soziale Interaktion innerhalb der Gruppe zu intensivieren und momentane Einsamkeitsgefühle während der Therapie zu lindern. Dennoch bleibt der Effekt auf die langfristige Einsamkeit begrenzt. Die Forscher vermuten, dass Oxytocin möglicherweise nur situativ die Bereitschaft zur sozialen Bindung und Interaktion steigert, aber keinen bleibenden Einfluss auf tieferliegende, stabile Einsamkeitsgefühle hat (Berger et al., 2024).

Neben therapeutischen Maßnahmen bieten sich auch verschiedene Strategien zur Selbsthilfe an, um mit Einsamkeit umzugehen und soziale Bindungen zu stärken. Diese ergänzenden Tipps sollen helfen, das emotionale Wohlbefinden zu fördern und Einsamkeit präventiv zu mindern.

Weitere Tipps gegen Einsamkeit

1. Selbstreflexion und Akzeptanz der Einsamkeit: Studien zeigen, dass Akzeptanz gegenüber unangenehmen Gefühlen die emotionale Resilienz stärkt und dabei helfen kann, mit Einsamkeit besser umzugehen. Ein Artikel von Ford et al. (2018) in Emotion beschreibt, dass Menschen, die unangenehme Gefühle akzeptieren, eher zu emotionaler Stabilität und weniger zu depressiven Symptomen neigen, da sie weniger Energie darauf verwenden, Gefühle zu unterdrücken.

2. Sinnvolle Beschäftigung und Engagement: Eine Studie von Musick und Wilson (2003) im Journal of Health and Social Behavior zeigt, dass freiwilliges Engagement und Hobbys die psychische Gesundheit verbessern und Einsamkeit reduzieren. Die Autoren fanden heraus, dass Engagement, das ein Gefühl von Sinn und Ziel gibt, Isolation abbauen und das Wohlbefinden steigern kann.

3. Übung in Selbstmitgefühl: Selbstmitgefühl ist eine bewährte Methode, um negative Gefühle wie Einsamkeit zu mildern. Eine Studie von Neff und Germer (2013) im Journal of Clinical Psychology belegt, dass Menschen, die an einem Selbstmitgefühlstraining teilnahmen, signifikante Verbesserungen in ihrer emotionalen Widerstandsfähigkeit und ihrem allgemeinen Wohlbefinden erfuhren.

4. Nutzung digitaler Gemeinschaften: Eine Meta-Analyse von Matias et al. (2017) in Computers in Human Behavior zeigt, dass Online-Communities positive Effekte auf die Einsamkeitsreduktion haben können, insbesondere für Menschen, die in ihrem Umfeld keinen Zugang zu unterstützenden sozialen Beziehungen haben.

5. Stärkung der Selbstwirksamkeit: Eine Studie von Bandura (1997) beschreibt Selbstwirksamkeit als einen wichtigen Prädiktor für positive psychische Gesundheit, da das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hilft, Herausforderungen wie Einsamkeit proaktiv anzugehen. Selbstwirksamkeit fördert zudem das Wohlbefinden, indem sie Menschen hilft, sich als kompetent und eigenverantwortlich zu erleben.

Diese praktischen Maßnahmen bieten eine Grundlage, um Einsamkeit gezielt zu begegnen. In Kombination mit therapeutischen Ansätzen könnten sie helfen, das emotionale und soziale Wohlbefinden langfristig zu fördern.

Fazit

Einsamkeit wirkt sich umfassend auf die mentale und körperliche Gesundheit aus. Sie verändert die Struktur des Gehirns, fördert Entzündungsreaktionen und erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Während psychologische Interventionen in Kombination mit Oxytocin kurzfristig die Bindung stärken können, bedarf es weitergehender Forschung, um langfristige Lösungen zur Reduzierung der Einsamkeit zu finden. Ein ganzheitlicher Ansatz, der soziale, psychologische und physiologische Faktoren einbezieht, könnte vielversprechend sein, um die weitreichenden Auswirkungen der Einsamkeit auf Gehirn und Körper zu mildern.

Neben therapeutischen Maßnahmen können auch ergänzende Strategien wie Selbstreflexion, freiwilliges Engagement, Selbstmitgefühl und die Nutzung digitaler Gemeinschaften helfen, Einsamkeit vorzubeugen und die emotionale Resilienz zu stärken. Health Professionals können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie auf Anzeichen von Einsamkeit achten, soziale Verbindungen fördern und PatientInnen oder KundInnen auf unterstützende Angebote hinweisen. Durch ein wachsendes Bewusstsein und präventive Maßnahmen lässt sich das Wohlbefinden der Betroffenen stärken und das Risiko gesundheitlicher Langzeitfolgen frühzeitig mindern.

Lea Jäger
Lea Jäger

Lea ist voller Bereitschaft, ihre Energie und Fähigkeiten in einem Umfeld einzubringen, das ihre Leidenschaft für Gesundheit, Forschung und Innovation teilt. Es liegt ihr besonders am Herzen, aktiv bei ihrer Arbeit zu sein, mit Menschen in Kontakt zu treten, Wissen auszutauschen und einen echten Mehrwert zu schaffen.

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Als Psychologin, die sich auf die Arbeit mit Schmerzpatienten spezialisiert hat, bringt Vanessa ein umfassendes Wissen in den Bereichen mentale Gesundheit, Resilienz, Stressmanagement und Kommunikation ein. Ihre Erkenntnisse aus dem klinischen Alltag bereichern ihr Fachgebiet mit praktischen und tiefgreifenden Einsichten.

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Christian ist Teil unseres Research Teams und beschäftigt sich täglich mit wissenschaftlichen Arbeiten und Studien. Er interessiert sich für das „Warum“ – also die Argumentationskette - hinter den Dingen und bereitet aktuelle Daten für Trainer, Therapeuten und Ärzte so auf, dass ihnen der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis gelingt.

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Quellen

Berger, R., Hurlemann, R., Shamay-Tsoory, S., Kanterman, A., Brauser, M., Gorni, J., Luhmann, M., Schramm, E., Schultz, J., Philipsen, A., Lieberz, J., & Scheele, D. (2024). Oxytocin-Augmented Modular-Based Group Intervention for Loneliness: A Proof-Of-Concept Randomized Controlled Trial. Psychotherapy and psychosomatics, 93(3), 169–180. https://doi.org/10.1159/000538752

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