Dieses Jahrzehnt ist entscheidend für Gesundheit – und es sind nicht die 20er!

Die Prävention spielt eine entscheidende Rolle für ein langes und gesundes Leben. Eine zentrale Frage in diesem Kontext ist, wann genau die kritische Phase beginnt, in der individuelle Lebensgewohnheiten die grösste Auswirkung auf die zukünftige Gesundheit haben. Eine aktuelle Langzeitstudie aus Finnland liefert hierzu neue Erkenntnisse, die etablierte Annahmen hinterfragen und Ansätze für Prävention und Intervention beeinflussen könnten. Die Untersuchung deutet darauf hin, dass nicht die 20er Jahre das primär entscheidende Jahrzehnt darstellen, sondern die Zeit danach – und dass die kumulative Wirkung von Risikoverhalten früher einsetzt, als oft angenommen wird.
Der unterschätzte Einfluss der 30er und darüber hinaus: Eine 30-jährige Langzeitstudie
Die "Jyväskylä Longitudinal Study of Personality and Social Development" (JYLS) hat über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren die Gesundheitsentwicklung einer finnischen Alterskohorte (geboren 1959) begleitet. Die Forschenden analysierten dabei drei zentrale riskante Gesundheitsverhaltensweisen: Rauchen, starken Alkoholkonsum und körperliche Inaktivität. Die Datenerhebungen erfolgten im Alter von 27, 36, 42, 50 und 61 Jahren, was eine umfassende Perspektive auf die langfristigen Auswirkungen dieser Verhaltensweisen ermöglichte (Kekäläinen et al., 2025).
Kernaussagen der Studie
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die zeitliche Anhäufung von riskantem Gesundheitsverhalten über die Jahre einen stärkeren negativen Einfluss auf die Gesundheit hatte als die blosse Anzahl der aktuellen Risikoverhaltensweisen zu einem einzigen Zeitpunkt. Dies impliziert, dass nicht nur die Art des Verhaltens, sondern auch dessen Dauer und Häufigkeit massgeblich sind.
Im Gegensatz zur Annahme, dass sich negative Auswirkungen erst im höheren Alter manifestieren, waren die negativen Zusammenhänge zwischen Risikoverhalten und Gesundheitsoutcomes bereits im Alter von 36 Jahren nachweisbar. Dies unterstreicht die Relevanz präventiver Massnahmen bereits im frühen Erwachsenenalter.
Sowohl eine höhere Anzahl aktueller Risikoverhaltensweisen als auch deren Anhäufung über die Zeit waren mit einer Vielzahl negativer Outcomes verbunden. Dazu zählen erhöhte depressive Symptome und ein geringeres psychologisches Wohlbefinden. Auf physischer Ebene zeigten sich eine schlechter selbst eingeschätzte Gesundheit und mehr metabolische Risikofaktoren wie Blutdruck, Taillenumfang, Triglyceride, HDL-Cholesterin und Plasmaglukose.
Die Studie identifizierte zudem spezifische Effekte einzelner Verhaltensweisen:
- Rauchen war hauptsächlich mit einem schlechteren psychischen Wohlbefinden assoziiert, manifestiert durch mehr depressive Symptome und ein geringeres psychologisches Wohlbefinden.
- Starker Alkoholkonsum zeigte die breitesten negativen Auswirkungen, einschliesslich erhöhter depressiver Symptome, schlechterer selbst eingeschätzter Gesundheit und mehr metabolischer Risikofaktoren.
- Körperliche Inaktivität war vor allem mit einer schlechteren körperlichen Gesundheit verbunden, was sich in einer schlechteren selbst eingeschätzten Gesundheit und mehr metabolischen Risikofaktoren äusserte.
Diese Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit, nicht nur den aktuellen Gesundheitszustand oder einzelne Risikofaktoren zu berücksichtigen, sondern die kumulative Exposition gegenüber ungesunden Verhaltensweisen über die Lebensspanne hinweg zu beachten. Die 30er Jahre und das frühe Erwachsenenalter erweisen sich als ein entscheidendes Zeitfenster für Interventionen, da hier die Grundlagen für die langfristige Gesundheit gelegt werden.
Präventionsstrategien sollten darauf abzielen, riskante Verhaltensweisen nicht nur zu reduzieren, sondern deren Anhäufung über die Zeit zu verhindern.
Fazit: Handlungsbedarf für eine gesündere Zukunft
Die Studie von Kekäläinen et al. (2025) verdeutlicht die Bedeutung gesunder Lebensgewohnheiten im frühen Erwachsenenalter für die langfristige Gesundheit und den Schutz vor physischen und psychischen Gesundheitsproblemen. Health Professionals haben die Möglichkeit, diese Erkenntnisse zu vermitteln und Menschen dabei zu unterstützen, proaktiv ihre Gesundheitsentwicklung zu gestalten. Die 30er Jahre können als ein Jahrzehnt betrachtet werden, in dem wichtige Weichen für ein gesundes und erfülltes Leben gestellt werden und entsprechendes Handeln ist angezeigt.
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Kekäläinen, T., Ahola, J., Reinilä, E., Savikangas, T., Kinnunen, M. L., Pitkänen, T., & Kokko, K. (2025). Cumulative associations between health behaviours, mental well-being, and health over 30 years. Annals of Medicine, 57(1). https://doi.org/10.1080/07853890.2025.2479233